Autorengeschnatter

Wie kam es zu der Idee, eine SchleFaZ-FanFiction schreiben zu wollen?
Errydraven: Ich spielte schon lange mit dem Gedanken, dass SchleFaZer selbst einen SchleFaZ drehen sollten und schlug das auch auf Twitter vor. Aber da gab es nur wenig Feedback, also verwarf ich den Gedanken.
Aber die Erschaffung eines eigenen SchleFaZes ließ mich nicht los. Allein kann man sowas nicht vollbringen. Ich habe nicht mal eine Kamera. Und ein Hörspiel gibt’s schon.
Ich kann einigermaßen schreiben, und da lag irgendwann der Gedanke nahe, einen schriftlichen SchleFaZ zu erschaffen. Ja, so kam das.
Allerdings war das alles nur bloßes Gedankenspiel. Ein SchleFaZ, ob als Sendung auf Tele 5, als Fanfilm, als Hörspiel oder als schriftliches Werk, ist zu groß für eine Person. Zu diesem Zeitpunkt traf ich die Blacky Smith, die mir geeignet schien, bei solch einem gigantischen Werk mitzumachen, also schlug ich ihr das ganze vor und sie sagte zu.

Wie entstand die Idee für den frei erfundenen Film „Super Earth Xtreme Rangers“? Gab es da reale Vorbilder, von Asylum als Mockbusterschmiede mal abgesehen?
Errydraven: Ich hatte allerdings noch keine Idee für einen Film, aber ohne Film gibt es keinen SchleFaZ. Fest stand allerdings, dass es ein fiktiver Film sein sollte, was die ganze Sache natürlich erschwerte. Und eines Tages saß ich nichtsahnend auf dem Lokus, guckte auf das frechfrivole Plakat an der Tür und grübelte vor mich hin – und da kam sie mir! Die Idee!
Als Kind war ich ein großer Fan der futuristischen Superheldenserie ‚Power Rangers‚ gewesen. Und diese Gruppe maskierter Helden sollte dem Film auf die Beine helfen.
Ich ersann eine Gruppe von Helden, die auf den Power Rangers basieren sollte. Bei der Namensfindung half mir das bereits erwähnte Plakat an der Wand, auf dem das Wörtchen ‚SEX‘ prangte. Und so kam ich auf den Namen, der sowohl den Namen des Heldenteams, wie auch den Titel des Films darstellen sollte: SEX-R! Oder auch: Super Earth Xtreme Rangers!
SEX-R wurde also ein Mockbuster auf die Power Rangers, wobei die Farben, Bewegungen und einiges andere übernommen (böse Zungen würden sagen ‚geklaut‘) wurden, um die Helden an die Power Rangers anzugleichen. Des Weiteren wurden andere Figuren erfunden und hinzugefügt, die zwar so nicht bei den Power Rangers vorkommen, aber gänzlich oder in Teilen auf existierenden Charakteren basieren, wie etwa Blink, der zum einen auf dem Roboter Alpha 5 aus der Originalserie basiert, zum anderen aber auch als Mentor der Rangers fungiert und somit auch die Figur des Zordon in sich vereint. Blinks nervige und aufdringliche Art wiederum basiert auf der „Annoying Orange“, einem in den USA sehr erfolgreichen Comedy Format auf Youtube.
Natürlich kann nur eine erfahrene Mockbusterschmiede wie The Asylum solch ein monströses Werk auf die digitale Leinwand bringen, somit steht diese schaurige Schrottfilmschmiede nun Pate für dieses gigantische Werk.

Was waren die für dich größten Herausforderungen an diesem Projekt?
Errydraven: Schlecht zu schreiben. Also absichtlich. Man denkt, es genügt, den größtmöglichen Bullshit zu verfassen und irgendwelchen Murks hinzuklatschen, aber so funktioniert das nicht. Das Werk muss in sich auf gewisse Weise logisch und kohärent sein. Und es ist wichtig, dass es trotz allem zwar als schlechter Film rüberkommt, aber gleichzeitig lesenswert ist. Der Leser soll Spaß an Sex-R haben, sich aber gleichzeitig die Haare raufen und sich fragen, warum zur fickenden Hölle er (oder sie) sich das antut. Ich denke, darin bestand die größte Herausforderung, diesen Balanceakt hinzukriegen, einerseits einen Trashfilm zu schreiben, bei dem man sich ständig an den Kopf fasst, gleichzeitig aber Spaß daran hat. Eine Herausforderung war es auch, diverse Dinge einzustreuen, die als Erkennungsmerkmal dienen und das Niveau des Films senken, wie etwa diverse Filmfehler oder auch seltsame Verhaltensweisen der Charaktere oder auch die bewusst sehr billigen Requisiten. Wobei das beim Schreiben mit den größten Spaß gemacht hat. 😀

Blacky Smith: Eine der größten Herausforderungen für mich war tatsächlich der Einstieg in das Ganze. Na ja, und eben der eigene Anspruch, möglichst den „richtigen Ton“ treffen zu wollen. Und zwar so, dass er mit dem ganzen Drumherum und meinem persönlichen Schreibstil – der ohnehin über die Jahre sehr viele Ironie- und Sarkasmusspuren abbekommen hat – noch einigermaßen kompatibel ist. Und die Sache mit dem „ungebetenen Gast“, der in den Moderationen herumkreucht. Ich hatte mir anfangs wirklich sehr lange den Kopf darüber zerbrochen, wie ich den Typen da einbaue und mit unseren beiden Scheißfilmchirurgen interagieren lasse. Ohne Friedel wäre das alles wahrscheinlich sehr anders verlaufen. Ich weiß zwar nicht wie, aber es wäre definitiv komplett anders gewesen.
Eine weitere „Herausforderung“, welche man im Zusammenhang mit diesem Mammutprojekt wirklich nicht unterschätzen sollte, ist der Versuch, Hobby und Berufsleben einigermaßen unter einen Hut zu bringen. Ich hatte streckenweise gerade während meiner regulären Arbeitszeit im Büro richtig Bock auf’s Weiterschreiben oder einfach generell sehr witzige/kreative Einfälle, über die ich nachdenken wollte in Zusammenhang mit Super Earth Xtreme Rangers. Als Pendler kommt man allerdings relativ spät nach Hause und ist auch entsprechend im Eimer, körperlich, während der Geist aber nur so vor Tatendrang sprüht. Darum habe ich wirklich jedes noch so kleinste Fitzelchen, welches da in meinem Kopf surrte ganz altmodisch in einem Notizbuch festgehalten (fiel im Büro auch weitaus weniger auf, als wenn ich das schnell am Handy hätte eintippen wollen).

Gibt es einen Lerneffekt für dich, jetzt, wo das Projekt durchgelaufen ist? Also, hat die Arbeit an diesem Projekt irgendetwas verändert?
Errydraven: Ein Lerneffekt ist, dass ich Trashfilme nun mit völlig anderen Augen sehe. Es gibt Filme, die zwar auf den ersten Blick völliger Murks sind, weil sie billig gemacht und voller Fehler sind, aber dennoch sehr viel Liebe und Hingabe in sich tragen, wie etwa ‚Plan 9 aus dem Weltraum‘, von Ed Wood. Ein Film voller Logiklöcher und Fehler, der offiziell als der schlechteste US-Film aller Zeiten gilt. Doch es steckt sehr viel Herz in Plan 9, man muss sich nur darauf einlassen.
Natürlich ist es leicht, Trashfilme zu verurteilen und links liegen zu lassen, und bei manchen dieser Filme ist das sicher auch besser so, wie zum Beispiel bei ‚Troll 2‘ oder der ‚Dirndljagd am Kilimandscharo‘, der nicht nur schlecht gemacht, sondern auch noch moralisch ziemlich fragwürdig ist. Allerdings macht man es sich bei anderen Filmen wiederum zu leicht, wie etwa bei ‚Drei Engel auf der Todesinsel‘, einem Film, der einfach herrlich unterhaltsam ist.

Blacky Smith: Ich habe nach dieser ganzen Sache eine noch bessere Vorstellung davon, wie viel Arbeit eigentlich tatsächlich hinter einer Folge SchleFaZ steckt, noch lange bevor es überhaupt zum eigentlichen Dreh geht. Gut, das konnte ich mir zu einem gewissen Teil irgendwo auch schon herleiten, wenn ich mich lange genug mit dem Gedanken befasst habe. Aber es ist doch etwas anderes, wenn man das einmal selbst „durchspielt“. Wahrscheinlich werde ich dem nächsten, der höhnisch zu mir meint, es wäre ja „stinkeinfach sich über etwas lustig zu machen“ und dass das „keine richtige Arbeit“ sei, wahrscheinlich ordentlich (verbal) eins husten oder wahlweise ’ne saftige Ohrfeige verpassen – ja nach dem, was gerade besser passt. *räusper*
Ich denke, ein gewisser weiterer Nebeneffekt, der nach all den Wochen und Monaten zum Tragen kommt, ist auch, dass ich manche Filme nicht mehr einfach so gucken kann, ohne mir förmlich entsprechende Bauchbinden an die jeweiligen Stellen zu denken. Streckenweise fallen mir mittlerweile parallel sogar ganze Dialoge/-fetzen zu manch richtig „schlimmer“ Szene ein.

Und zu guter letzt: Hat diese ganze Sache eine größere Bedeutung für dich?
Errydraven: Nunja, ich liebe Filme, und daher liebe ich auch SchleFaZ, da ich dieses Format als eine sehr unterhaltsame Form der Abrechnung mit schlechten Filmen ansehe. Dabei machen sich Oliver Kalkofe und Peter Rütten nicht bloß stumpf über die Filme lustig, sondern rechnen auf ironische, sarkastische aber vor allem sehr unterhaltsame Art mit den Filmen ab. Die Filme werden auf ein Podest gehoben und mehr oder weniger gefeiert. Und das Projekt Sex-R ist eine Liebeserklärung an Trashfilme und vor allem an SchleFaZ. Somit bedeutet mir dieses Projekt sehr viel. In Sex-R steckt nicht nur viel Arbeit, sondern auch sehr viel Liebe, Herz und Hingabe, besonders auf Seiten von Blacky Smith, die ja den Film seziert, moderiert und kommentiert und somit das gesamte SchleFaZ-Team von Tele 5 in sich vereint. Und ich hoffe, diese Liebe wird für die Leser dann auch spürbar.

Blacky Smith: Das ist, ehrlich gesagt, schwer in Worte zu fassen. Ich hatte beim Schreiben wieder ein Gefühl, welches ich lange für begraben und vergessen gehalten hatte. Und das war das Gefühl, dass ich theoretisch alles tun könnte, egal wie. Außerdem wurden Erinnerungen an eine Zeit hochgeholt, die für mich „damals“ einfach nur absolut geil und fantastisch war.
Na ja, und davon abgesehen… wir befinden uns derzeit allesamt noch in einer Phase einer massiven Krise, weil, um es einmal mit Tom Gerhardt zu sagen, „voll die Seusche, ey!“ global grassiert. Ich für meinen Teil, saß von Mitte März bis Ende Juni allein daheim im Home Office, in meinem kleinen privaten Exil. Das geht auf Dauer extrem an die Substanz. Und die Arbeit an Super Earth Xtreme Rangers hat mich zu einem sehr großen Teil bei Laune und bei Verstand gehalten – so absurd das jetzt vielleicht auch klingen mag. Außerdem ist es, wie der Kollege schon sagte, eine Art Liebeserklärung für ein wahrlich brillantes Format, das schöner kaum sein könnte. Es ist demnach auch ein großes „DAAAAANKEEEEESCHÖÖÖÖÖÖÖN!“ für mehr als ‚hundert Mal geschaut, hundert Mal den Tag versaut‘ 😉